Sophia (+ string quartet) - Aug. 31 '05: Two Days A Week festival, Wiesen (A)



Review 1
Wiesen: Böse Menschen, schönste Lieder
Echo & The Bunnymen, Nick Cave und Sophia begeisterten bei "Two Days A Week" in Wiesen.

Ein redlich in die Breite gegangener Ian McCulloch haderte ein wenig mit den Umständen seines späten Österreich-Debüts. Dass da noch einer nach ihm kam, stimmte ihn unbehaglich. Mitte der 80er Jahre postulierte der nun auf attraktive Weise abgehalftert wirkende Sänger noch forsch, seine Band würde nie als als Headliner auf Wald- und Wiesenfestivals gastieren. Nun, die Welt ist eine andere geworden. Epigonen wie Coldplay haben ein Dauerabonnement auf die vorderen Chartplätze, die kreativen Säfte fließen nicht mehr so ungestüm wie einst, und auch die Reaktionen auf die alle paar Jahre erscheinenden Echo & The Bunnymen-Alben entbehrten bislang eines wirklich lebhaften Zuspruchs.
"More Bullets!!!" McCullochs martialischem Ruf nach mehr Lautstärke folgte ein sachtes "Please". Erstaunlich für den einstigen Liverpooler Rappelkopf, dessen Genie-Selbstinszenierung berüchtig ist. Jäh plusterte sich das allerlei Spiegelungen der Liebe auffächernde "Lips Like Sugar" auf, ehe Majestät Moll erwachte: "Is This The Blues I'm Singing?". Die Lieder wie "Rescue", "Seven Seas" und "Bring On The Dancing Horses" innewohnende Melancholie ist keine von der lähmenden Sorte. McCullochs lyrischer Blaublümelei haftet ein Odeur von Revolte an, ein vitales Gemisch aus klandestinem Hippie-Blumenduft und ätzendem Working-Class-Schweiß. Zudem schimmerte da auch ein diskreter Hauch von Tragik in Liedern, die heute wie Prophezeiungen anmuten, die sich selbst erfüllen: "Nothing Will Last Forever" , das beredt jene Schatten der Existenz zeichnet, vor denen auch Pop-Fabelwesen nicht gefeit sind. Dennoch hielt man eisern an den Verheißungen der Gegenwart fest: "I want it now, not the promises of what tomorrow brings, I need to live in dreams today".
Nun selbst längst im Übermorgen angekommen, haftet dieser Apotheose des Augenblicks durchaus etwas Heroisches an. Besonders anheimelnd gerieten in Wiesen das elegant jammernde "The Killing Moon", eine launige Version von Lou Reeds "Walk On The Wild Side", das düstere "Villiers Terrace" sowie als Schlussnummer, das etwas unheimliche "The Cutter". Ein wenig enttäuschend, dass mit Ausnahme des elegischen "In the Margins", kein Song des superben neuen Albums "Sibiria" (produziert von Hugh Jones) ins Programm rutschte.
Am Nachmittag trat bereits Chris Eckman mit seinen nicht gerade extrem charismatischen Walkabouts an und ackerte sich lustvoll durch das Repertoire des neuen Albums "Acetylene". Danach erstmals großflächiges Frohlocken am Festivalterrain. Die sträflich unterschätzten Sophia mit dem eloquent-bitteren Frontmann Robin Proper-Sheppard zelebrierten, verstärkt durch ein Streichquartett, nur zart abgemilderten Selbsthass. Mit dem hintergründigen "Swept Back", dem bösen "I Left You" und dem zynischen "Holidays Are Nice" bewies der ganz in weiß gehaltene, in Belgien sesshafte Engländer, dass bösen Menschen die schönsten, weil versteckt romantischen, Lieder innewohnen.
Zum Abschluss noch der hagere Finstermann Nick Cave, lang gedienter Schausteller des Bösen, diesmal durch den Gospelpropeller von vier afro-britischen Religionslehrerinnen angetrieben. Die wilde Natur ist ihm zuwider, nur von Menschenhand gestaltete Botanik hat seinen Segen. In diesem Sinne gehorchte auch der in Songs wie "Get Ready For Love", "Tupelo" und "Stagger Lee" ausgelebte Furor theatralischen Gesetzen. Caves Balladen, Kalligraphien des Schmerzes, bergen mehr als einen Hauch Artifizielles. Dennoch, eine treffliche Performance, bei der die Fans wonnevoll mit "Lyre-Of-Orpheus"-Geschirrtüchern wedelten und bei "Red Right Hand" gar mit Fäusten die laue Abendluft zersäbelten.
Samir H. Köck, Die Presse, 02.09.2005

Review 2
Robin Proper-Sheppard – mit so einem Namen muss man fast ein Star werden. Der Sänger und Mastermind von Sophia punktete gleich zu Beginn mit seiner Frage ob alle Besucher so „mellow“ sind oder ob sie nicht doch etwas näher kommen wollen. Abgesehen von der Sympathie, waren Sophia auch musikalisch überzeugend. Für ein Rock-Festival eher unüblich, trat die Band mit einem Streicher-Quartett auf.
Kurier.at


Line-up:
Nick Cave & The Bad Seeds
Echo& The Bunnymen
Sophia
The Walkabouts
Parabol
Velojet


Set list
- The Sea
- If Only
- Swept Back
- Desert Song No. 2
- Every Day
- Oh My Love
- Holidays Are Nice
- I Left You
- The River Song
- If A Change Is Gonna Come


Photos 1-22 by Kurier.at












































Photos 23-42 by www.wiesen-fans.com