Sophia (Robin Solo + Vito) - Apr. 28 '06: Blue Shell, Cologne (DE), with Vito

Review 1
I think this was my eighth Sophia concert, but my first seeing Robin solo. I've seen him twice without a band before, but once he had Will and the strings with him (in 2001) and once he played with just Will at the keys (in 2003).
I guess I pretty much knew what to expect, but quite a few other people at the Blue Shell apparently didn't. Which I thought was odd, because while the place is essentially a tiny bar (and thus not the ideal venue for a Robin solo show on a friday night), the show had sold out in advance and I figured that anyone who bought pre-sale tickets for a not very much advertised show would have at least some understanding what he or she was getting into. At the very least the argument "I just wandered into this bar at a friday night, looking to have fun and this guy on stage told me to shut the fuck up" wouldn't be valid.
Anyway, Vito opened with their blend of Sophia meets Sigur Ros meets Mogwai and they didn't do much for me. They were good, but not special. Not to me anyway. Most of the crowd seemed to like them though!
Then Robin came on stage, asked people to sit on the floor (which proved to be somewhat of a challenge, as the place was already packed with people standing up (!), asked for requests and made up the setlist while folks from the floor were shouting out suggestions. he also made very clear that he would appreciate it very much if people kept quiet during his songs (he worded it slightly different, in his own sweet way).
The solo set itself was beautiful, although Robin's voice sounded a bit shot on some songs. If you know and love the songs, they seemed to have been slowed down even more for the solo acoutiic renditions, which worked remarkably well, considering that most of them are not exactly happy and upbeat to begin with.
The in-between song banter was mostly telling people to be quiet and at some point Robin almost picked a fight with someone in the audience (or the other way round). He stopped "So Slow" after somebody started laughing, but forunately, finished the song after a brief pause.
He also told the story about the couple who used "The Sea" at their wedding (although the song is about Robin's daughter of course, not about a [former] lover) and apologized to the girl who had screamed "nein" (= no) when another audience member had suggested "Holidays Are Nice", for playing it anyway!
The first five songs were all requests from the list he had made up earlier on, but after that he made a wise choice to play more uptempo numbers (that had been mentioned by people in the audience as well, but hadn't originally made the list), like "Every Day". "Oh My Love" and "Holidays Are Nice".
I was suprised that the acoustic set had nine songs, almost ten actually, but since Robin had introduced Vito already before he decided to play another solo song, the crowd got a bit restless and he only played a few bars of, I think it was "Directionless" before asking Vito to come to the stage.
The songs with Vito were a huge contrast sonically of course, "Desert Song No.2" sounded quite like the Sophia versions we heard in 2004, but "River Song" seemed to be a fair bit more aggressive and louder.
Then Robin and the guys briefly disappeared before returning for an encore. I believe Robin said "This band is called The May Queens" before launching into "Oh Yeah - Alright" and "Rollin'" and both songs sounded fantastic. Pretty true o the recorded versions, but probably louder than you would be able to play them on your home stereo. I've been waiting for such a long time, ahem no, six years actually, to finally hear these songs live and it definitely made my day!
Still it wasn't the best Sophia show I've seen (that's Krefeld '04, I think), partly because of the venue, partly because Robin came across as being a bit hostile and snobbish (*I* know he wasn't, but I'm a more seasoned Sophia concert-goer than most of the other people that were there, I suppose), partly because the audience seemed to expect a different kind of show (why, I don't know), but it was a great night nevertheless.
Looking forward to hearing the new songs and seeing the full band again in the fall!
Carsten Wohlfeld

Review 2
We are not amused
Robin Proper-Sheppards einzigen greifbaren Auftritt in zumutbarer Reisenähe ausgerechnet ins Kölner Blues Shell zu legen, zeugte wahrlich von Wagemut und Unternehmergeist. Bereits eine Stunde vor dem verspäteten Öffnen der Eingangstüren war der Schuppen praktisch schon überfüllt (die meisten der Gäste hatten ihren Platz per Internet gebucht). Robin selbst schien zunächst guter Dinge, nachdem der von technischen Problemen überschattete Soundcheck dann doch noch irgend wann zu Ende ging - meinte aber gleich zur Begrüßung, dass er keine neuen Songs spielen werde. "Das haben wir zeitlich einfach nicht hinbekommen", erklärte er diesen Umstand, denn er war nicht mit seiner Stammband unterwegs, sondern mit seinen neuen Flower Shop-Protegés Vito (auch um deren bevorstehende Veröffentlichung zu promoten). "Wenn ich schon mal solo spiele, dann muss ich meine bekannten Stücke bringen. Es bleiben eh immer Wünsche seitens des Publikums offen. Außerdem bin ich noch gar nicht fertig mit den Aufnahmen zum neuen Album. Wir haben jetzt sechs Wochen aufgenommen, brauchen aber mindestens noch mal so lange und dann wird gemischt. Wir haben eine Oktober-VÖ ins Auge gefasst." Sagte er und verschwand dann im Backstagebereich, um sich in Schale zu werfen.

Seine Schützlinge durften derweil mit einer eigenen Show den offiziellen Teil des Abends eröffnen. Vito - das sind fünf sympathisch wirkende, ernsthafte jüngere Herren, die sich dem melodisch-atmosphärischen Zeitlupenrock-Pop verschrieben haben. Mit bis zu drei Gitarren gleichzeitig und zwei Glockenspielen obendrein kreieren die Jungs episch aufwendige Strukturen, die - versehen mit gewissen introvertierten Post-Rock Elementen - in Gefilde vorstoßen, in denen sich Bands wie Mogwai, Sigur Ros und teilweise auch Sophia recht wohl fühlen. Allerdings fast durchweg mit Gesang, dafür aber ohne jene Identität oder jene brillanten Einfälle, die diese ganze Aktion zwingend notwendig hätte erscheinen lassen können. Das war zwar alles recht akzeptabel, aber auch ein wenig langweilig und vorhersehbar. Immerhin: Vito sind mit Herz und Seele bei der Sache - vielleicht ein wenig zu egozentrisch ausgerichtet - und wissen, wie man Musik wie diese konstruiert. Aber wie gesagt: Der X-Faktor geht Vito ein wenig ab.

Über den braucht sich Robin Proper-Sheppard eigentlich keine Sorgen mehr zu machen. Songwriter, die - wie er - ihr Innenleben mittels melancholisch-depressiven Betroffenheits-Songs nach außen kehren, gibt es ja viele. Allerdings kaum welche, die das so perfekt, so glaubwürdig, so konsequent und mit ähnlich großem Erfolg tun wie er. So ist Robin einer der wenigen Vertreter seiner Art, der auf mindestens 50% weibliche Fans im Publikum zählen darf. Irgendetwas muss er also richtig machen. Die Sache ließ sich gut an: Jovial und forsch, wie das so seine Art ist, begrüßte er das Publikum, bat darum, dass man sich hinsetzen möchte, fragte nach Song-Vorschlägen, aus denen er dann eine Setlist zusammenstellte und mahnte auch gleich, während des Vortrages bitte ruhig zu sein. Damit nahm das Unglück seinen Lauf. Denn obwohl das Publikum bei Vito tatsächlich ziemlich laut war, war es dies bei Robins Vortrag eher nicht. Trotzdem verbiss sich der Meister in die Idee, dass sich einige Personen im Auditorium gegen ihn verschworen hatten und ihn durch Lachen und Tuscheln aus der Facon zu bringen trachteten. Dies versuchte er dann durch direkte und persönliche Beleidigungen zu klären. Nun, die Sache ist die: Robins Songs sind alle recht emotional und persönlich. Dass er mit geschlossenen Augen singt, hat zum Beispiel einen ganz konkreten Grund. So erklärte er uns nämlich einmal, dass seine Technik, den Songs ihr Leben einzuhauchen, die sei, sich bei jeder Performance die zugrundeliegenden Stories vorzustellen und diese zu durchleben. Selten nur - wie bei "The Sea" - liegen diesen Stücken ja nun positive Emotionen zugrunde. Insofern ist die Sache jeweils ein zuweilen schmerzvoller, auf jeden Fall aber intensiver Prozess. Besonders im Solo-Kontext. Das machte Robin auch noch einmal deutlich, als er nämlich erklärte, dass "So Slow" gerade jener Song sei, der überhaupt der Grund für das Bestehen des Sophia Projektes sei und unmittelbar nach dem Tod seines God Machine-Kollegen und besten Freundes Jimmy entstanden sei. Verständlich also, dass in einem solchen Zusammenhang ein lautes Publikum stört. Und dann ist es ja auch so, dass man es auch als Zuhörer nicht goutiert, wenn die Leute durch lautes Plappern das Ganze torpedieren.
So weit so gut - alles nachvollziehbar. Nur war es an diesem Abend eben nicht besonders laut und es wäre durchaus möglich, dieses Anliegen in einer nonchalanteren Art vorzutragen, als jene, die Robin an diesem Abend an den Tag legte. Die Folge war, dass er ständig auf dieses Thema zurückkam, sich direkt mit den betroffenen Personen anlegte und der Eindruck entstand, dass diese Aktion die allgemeine Stimmung der Performance negativ beeinflusste. Dabei gab's hier eigentlich kaum etwas auszusetzen. Robin spielte seine größten Hits, ging ständig auf die Wünsche aus dem Publikum ein und erklärte einige seiner Texte ein wenig näher. Dabei gelang es ihm sogar, einige Tracks, die er bei den letzten Touren unerklärlicherweise fast regelmäßig vor die Wand gefahren hatte (darunter ausgerechnet "Oh My Love") in diesem Kontext deutlich aufzuwerten. Zum Beispiel dadurch, dass er sie langsamer spielte, wie auch den berüchtigten "Holiday"-Song, der - und das machte er noch einmal besonders deutlich - KEIN fröhlicher Urlaubs-Hit sei. Nach dem akustischen Teil holte Robin die Vito-Jungs noch einmal auf die Bühne und spielte die zwei Songs des letzten Albums - "Desert Song #2" und "The River Song", die für eine solche Konstellation am besten geeignet erschienen. Hier gab es dann sogar vier Gitarren auf einmal und jede Menge Noise im Abschluss. Der Schweiß floss in Strömen und auch die Rockfans kamen so auf ihre Kosten. Dass das nur eine Fingerübung für den krönenden Abschluss war, ahnten die, die die Berichte im Web aufmerksam verfolgt hatten: Wie auch schon bei den Konzerten vorher, gab's zur Zugabe noch eine Neuauflage der May Queens mit den Songs "Theme For The May Queen No. 1 - Alright (Oh Yeah)" und "Rollin'". Das heißt: Übersteuerter Vollgas-Non-Nonsense Hardrock mit Spaßfaktor 10. Fazit: Dieser Auftritt bot die Chance, Robin noch einmal in einem intimeren Rahmen zu erleben, als mittlerweile üblich, Schade nur, dass der insgesamt positive Eindruck der Show, durch den Streit mit dem Publikum doch ein wenig getrübt wurde.
Ullrich Maurer, www.gaesteliste.de

Review 3
Zwei Wochen später: Robin Proper-Sheppard und VITO im "Blue Shell" in Köln. Seit einiger Zeit versucht die traditionsreiche Bar mit einem ambitionierten Konzertangebot ihre historische Bedeutung zurückzuerlangen. Also reihen wir uns in die hoffnungslos überfüllten Räumlichkeiten ein und harren der Dinge. VITO machen wieder den Anfang und die Eindrücke des Romkonzertes bestätigen sich. Allein der Sound will sich in der schlauchartigen Bar nicht so richtig entfalten. Egal; das Kölner Publikum nimmt es nicht so genau und quittiert den Auftritt mit viel Applaus. Dann drängt sich Robin Proper-Sheppard auf die Bühne. Angesichts des kleinen Clubs bittet er das Publikum darum, sich auf den Boden zu setzten, was auch zwei Drittel der Anwesenden beherzigen und uns, im Hintergrund stehenden, einen unerwartet angenehmen Blick auf die Bühne verschafft. Dann beginnt der Set; in der intimen Atmosphäre der Bar erzielen die schönen Akustikversionen der SOPHIA-songs ihre Wirkung. Dennoch wirkt Robin Proper-Sheppard unentspannt. Bestellungen, Lachen und Gläserklirren: der Auftrittsort fordert seinen Tribut. Wiederholt hält Proper-Sheppard das Publikum in drastischen Worten und mit theatralischer Geste zur Ruhe an. Das divenhafte Gehabe sorgt für Unverständnis; seine Aggression überträgt sich schnell auf einen Teil des Publikums. Nach neun Nummern naht die Kavallerie. Die Mannen von VITO stöpseln ihre Instrumente ein. Im Lärm der Gitarren kanalisieren sich die ungünstigen Stimmungen. Nach zwei, drei kraftvollen Stücken verlässt die Band die Bühne und lässt eine begeisterte Menge zur¨ck. Am Verkaufsstand zeigt sich Proper-Sheppard wider von seiner netten Seite. Er begrüßt die Fans mit Handschlag und findet Worte des Dankes. Als ich ihm sage, dass ich auch auf dem Romkonzert gewesen bin kann er dies kaum glauben. "Du warst da und bist trotz des schlechten Konzertes wiedergekommen?" Ich soll doch bitte von meinen gegensätzlichen (?) Eindrücken auf seiner Homepage berichten (mache ich jetzt hier). Seinen Dank unterstreicht er mit einem weiteren Händedruck. Ich bereue nichts.
Stephan, www.wohnzimmer.co.uk

Review 4
"Das ist der erste Song, den ich geschrieben habe, nachdem Jimmy gestorben ist. Darin steckt alles, was Sophia ausmacht, und ihr Fucker habt nichts besseres zu tun, als zu reden, während ich diesen Song spiele?" Sophia-Kopf Robin Proper-Sheppard meint "So Slow" vom Debütalbum "Fixed Water". Kurz zuvor hatte er begonnen, ihn zu spielen.
Jimmy Fernandez war einst Bassist der Band The God Machine, wo auch Proper-Sheppard sang und Gitarre spielte. Bei den Aufnahmen zum zweiten Album starb Fernandez plötzlich. Die sehr gereizte Bemerkung ist der Auftakt eines Schlagabtausches zwischen ihm und einem Fan, der am Abend im ausverkauften Kölner Blue Shell immer wieder aufflammen und den Abend überschatten sollte.
Der Ausgangspunkt: Nachdem Vito, die Neuentdeckung seines Labels The Flower Shop, ein hinreißendes Set mit hochmelodischen, noisigen Popkonstruktionen dargeboten hatte, und das Publikum damit vollständig für eine halbe Stunde in eine Klangwelt zwischen Sigur Ròs, Godspeed You Black Emperor und Aereogramme in sanfteren Momenten hinein gezogen hatte, steigt Proper-Sheppard mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne.
Komplett in schwarz gekleidet sieht er aus, als hätte er beschlossen, Johnny Cash mit aller Kraft den Titel des "Man in Black" abzujagen. Freundlich bittet er das Publikum, sich hinzusetzen. Gar nicht so einfach, nehmen sitzende Menschen doch erheblich mehr Platz ein als stehende. "Glaubt mir, das Konzert wird besser, wenn ihr euch setzt". Wer seine Songs kennt, weiß um die teils dramatischen Erlebnisse, die sie verarbeiten und die sich Proper-Sheppard bei der Performance immer wieder vor Augen holt.
Die intime Atmosphäre ist für ein Akustikset notwendig, für das er mit Stift und Zettel bewaffnet, bereitwillig Wünsche entgegennimmt. Ein Fan wünscht sich lautstark und wenig sensibel einen Song von "The God Machine", der Schlagabtausch nimmt wohl hier seinen Anfang. Proper-Sheppard wiegelt ab, scherzt, der Track sei doch mindestens aus den 70ern.
"I Left You" bildet den Auftakt des mehr als einstündigen, sehr intensiven und persönlichen Sets, das einige interessante Einsichten brachte. Unter anderem, dass sogar ein Freund von Proper-Sheppard den Song "Holidays Are Nice" zu fröhlich findet. Raunen im Publikum bezeugt, dass die Mehrheit ähnlich über den Fremdkörper auf "People Are Like Seasons" denkt. "The Sea", das er einst für seine Tochter Hope schrieb, musste Kritik der Besungenen selbst einstecken. Zu langsam und traurig habe Hope den Song gefunden, plaudert der Sänger zwischenzeitlich fast fröhlich aus dem Familienalbum.
Einen Höhepunkt findet das Konzert im bezaubernd-hoffnungslosen "If Only". Immer wieder lässt Proper-Sheppard böse Kommentare in Richtung seines Kontrahenten ab, der sich ab und an verteidigt und damit immer nur mehr "Fuck Yous" des Sängers auf sich zieht. Er könne auch gerne gehen, bietet Proper-Sheppard mehrfach an.
Immer unruhiger wird die Stimmung im Blue Shell, ein leises Rauschen dokumentiert den Diskussionsbedarf, den das Publikum hat. Immer gereizter wird indes der Mann in schwarz, beschwert sich über das Publikum und pickt immer wieder den Kerl heraus, der einem jetzt schon fast leid tun muss. Die Ahnung eines vorzeitigen Konzertendes flammt auf. Vorerst geht es aber weiter.

"Oh My Love" kommt in der veränderten Live-Version wesentlich weniger poppig daher als auf CD, ein Segen für den Song. Schließlich ist das Maß voll. Etwas später bricht der Sänger mitten in einem Stück ab und ruft seine Mitmusiker auf die Bühne. "Come On Vito, let's rock these fucking bastards!" Gesagt, getan. Erleichterung bei all jenen, denen man die bis zum Gesäß eingeschlafenen Beine an den Augen ablesen kann. Dank des rifforientierten, rotzigen Rocks brennt bald die Hütte. Proper-Sheppard schwitzt, klampft und singt sich den Frust von der Seele. Ob alles nur inszeniert war, um einen besseren Start in den Rockteil des Abends zu bekommen?
Lautstark fordert das Publikum Zugaben, die Band kehrt zurück. "Eine Freundin dieses Kerls hat mich gerade angeschrien, wie ich so gemein sein könnte", verkündet er durchs Mikrofon. "She can fuck right off. She can go straight to hell as far as I am concerned." Deutlicher gehts nicht. Ob das unbedingt nötig ist? "Ich denke, ihr seid alle gekommen und habt Geld bezahlt, um Sophia zu hören und nicht irgendeinen Typen, der meint, ständig reden zu müssen", setzt er nach. Lauter Applaus gibt ihm Recht. Ein dicker Nachschlag Rock'n'Roll von seinem Projekt "The Mayqueens" bringt den denkwürdigen Abend zu einem furiosen Ende.
Bleibt die Frage ob ein Sänger so mit seinem Publikum umspringen sollte. Nett war das sicher nicht, aber andererseits stört bei einem Akustikset Kaffeehausgeplapper aus dem Hintergrund doch enorm. Geht man nicht zu einem Konzert, um Musik zu hören? Reden kann man auch woanders. Im Zweifelsfall hat Dieter Nuhr recht: Einfach mal Fresse halten!
Benjamin Fuchs, www.laut.de

Review 5
Robin Proper- Sheppard solo, ganz ohne sein Sophia Collective. Das verspricht ein intimer, melancholischer und großartiger Abend zu werden. Kein Wunder, dass das kleine Blue Shell bis auf den letzten Mann ausverkauft ist, als das Konzert gegen 21 Uhr beginnt. Robin Proper- Sheppard hat sich die Band Vito als Support mitgebracht, was nahe liegt, schließlich haben diese erst kürzlich über dessen Label Flower Shop Recordings ein Album veröffentlicht.
Mit diesem Signing beweist Robin Proper- Sheppard Geschmack, denn Vito wissen mit ihrem Ambient / Postrock vom ersten bis zum letzen Ton zu gefallen, phasenweise gar zu begeistern. Irgendwo zwischen Mogwai und Explosions In The Sky gelagert, bauen sie auf atmosphärische Songs von epischer Größe. Dabei verzichten sie teilweise auf Gesang, dürfen sich aber über das seltene Glück freuen, mit den beiden Gitarristen und dem Bassisten gleich drei überaus fähige Sänger in ihren Reihen zu haben, die dann auch brillant verstehen, ihre Stimmen harmonieren zu lassen. Ein Band, deren Entdeckung fraglos lohnt und die gerne wiederkommen darf.
Bevor Robin Proper- Sheppard zu spielen beginnt, bittet er die Anwesenden mit Nachdruck, aber mit einem Lächeln im Gesicht, sich auf den schachbrettgemusterten Boden des winzigen Clubs zu setzen. An sich eine tolle Idee für ein solch intimes Konzert, in Anbetracht der extremen Fülle des Clubs jedoch mit massiver Anstrengung verbunden. Sei’s drum, man folgt der Anweisung des Meisters, setzt sich hin und kommt sich dabei ganz schön nah – ob gewollt oder nicht. Ein Gimmick hat er dann noch im Petto, bevor es endlich losgehen kann. Er lässt das Publikum per Zuruf entscheiden, welche Songs er spielen soll. Soweit, so gut, so angenehm sympathisch. Das Blatt soll sich jedoch leider alsbald wenden, als Robin einem Fan, der sich zwischen zwei Songs leise mit seinem Nebenmann unterhält und das Gespräch auch zu Beginn des traurigen „So Slow“ noch anhält, harsch anfährt und ihn auffordert, doch bitte zu gehen, wenn er nicht still sein kann. Nun ist es ja richtig und vollkommen deckungsgleich mit der Ansicht des Verfassers, dass Zuschauer eines solch ruhigen Konzertes bitte still sein sollen, aber von einem Künstler darf, ja muss man einen souveränen Umgang mit solchen Störfaktoren einfordern dürfen. Der Bruch in der Stimmung aller Anwesenden, des Künstlers und der Zuschauer ab diesem Moment ist offensichtlich. Proper- Sheppard wirkt zwischen den Songs zunehmend genervt, beschimpft Zuschauer schon bei kleinsten Störgeräuschen und wirkt unendlich selbstverliebt, während die Zuschauer zunehmend verstört angesichts des Verhaltens des Künstlers wirken. Ein Umstand, der leider überschattet, was eigentlich der bleibende Eindruck hätte werden sollen: Proper- Sheppards Songs sind brillant, und sie funktionieren in dieser Konstellation absolut wundervoll.
Im zweiten Abschnitt, eingeläutet vom sensationellen „The River Song“, betreten Vito die Bühne, um Proper- Sheppards Backing Band zu mimen. Und wie auf den Tourplakaten angekündigt, wird es auf einmal laut. Die Band spielt sich durch zwei weitere Sophia- Songs sowie Songs von Proper Sheppards Noise-/ Punkrock- Seitenprojekt May Queens, bevor sie in einer Lärm- und Feedbackorgie den Abend beschließen und die Zuschauer mit einem gemischten Gefühl und einem seltsamen Grummeln in der Magengegend den Heimweg antreten.
Tobias Gnädig, 30.04.2006, www.crazewire.de



Vito tour diary
And then to Cologne and the Blue Shell Club. Vito do first interview with Intro magazine and we try not to talk the poor guy’s ears off – not sure how successful we were. Strange crowd tonight. Little to no reaction during Vito set, but when we leave the stage they go crazy. Same for Sophia. Another fairly quiet night for some of us – less so for others.
Vito


Set list
01. I Left You
02. So Slow
03. If Only
04. Swept Back
05. The Sea
06. Every Day
07. Is It Any Wonder
08. Oh My Love
09. Holidays Are Nice
10. Directionless (cut after 1 minute because the audience talked too much)
11. Desert Song n° 2 (*)
12. The River Song (*)
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13. Theme For The May Queen # 1- Alright (Oh Yeah) (*)
14. Rollin (*)

(*) With VITO

Photos by Carsten Wohlfeld








































Photos by Ulrich Maurer





























Photos by Benjamin Fuchs















Photos by VITO