Sophia - Feb. 26 ’04: Muffathalle, München (D), with Jansen & Der Funkmast

Review
Spelunke der Tränen
Heutzutage, wo Veranstalter für Konzertkarten schon mal 70 Euro verlangen, erfreuen sich Gratisveranstaltungen großer Beliebtheit. So auch der Fun for Free in der Muffathalle, organisiert von der DGB Jugend München, die im Programmverlauf nicht weiter in Erscheinung tritt. Als erste Band steht Der Funkmast auf der Bühne, fünf Münchner Studenten, die vergangenes Jahr den "Unüberhörbar"-Nachwuchswettbewerb gewonnen haben und nun ihren bisher größten Gig spielen. Der kommt unverkrampft rüber und gut an, mit Texten über "Astronauten" oder "Mädchenurlaub". Danach installieren Techniker einen bizarren sich drehenden Sonnenschirm auf der Bühne, das Markenzeichen des Duos Jansen. Am T-Shirt-Stand liegt ein Jansen-Gästebuch aus, in dem steht unter anderem: "Hey Ihr, war echt ein super Auftritt! So Hamburger-Spelunke-mäßig." Das trifft es ganz gut. Gegen 23.15 Uhr trauen sich nach ein, zwei Fläschchen Rotwein auch die Headliner Sophia an die Instrumente. Was Robin Proper-Sheppard und seine vier Mitstreiter da abliefern, ist alles andere als Partysound, sondern eher was für Liebeskummer oder melancholisches Schwelgen. Traurig schön und mit reizender Langsamkeit zelebrieren die Londoner ihre Songs, die wegen ihres Schwebezustands an Coldplays "Parachutes" erinnern. Ein wenig mehr Dynamik würde nicht schaden, aber ein ordentlicher Schmollabend hat ja auch keine Lachfältchen. Insofern nicht Fun for free, sondern Tears for free.
David Weigend (1/03/2004, sueddeutsche.de)